Grüne bezweifeln angeblichen Verkehrskollaps durch A38

Den Äußerungen von Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados, insbesondere am halleschen Weinbergcampus drohe ohne die Fertigstellung der Westumfahrung Halle (A143) ein Verkehrskollaps, widerspricht Oliver Paulsen, Vorsitzender von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Halle:

„Die Oberbürgermeisterin lässt sich aus unerklärlichen Gründen vor den Karren der Autobahnbefürworter spannen. Die Sorge um einen Verkehrskollaps am Weinbergcampus (Gimritzer Damm) kann es jedenfalls nicht gewesen sein, denn die befürchtete Zunahme des Durchgangsverkehrs nach der Fertigstellung der A38 (Südharzautobahn) um mehr als 50% ist rational nicht nachvollziehbar.

Der Verkehr aus Göttingen und Kassel in Richtung Berlin wird auch bei einer Fertigstellung der Südharzautobahn weiterhin über die Autobahn 2 (via Magdeburg) fließen. Auch Autofahrer aus der Region Erfurt werden weiterhin zeitsparend über das Schkeuditzer Kreuz östlich an Halle vorbeifahren, egal ob sie in Richtung Berlin oder in Richtung Magdeburg nach Norden wollen.

Und der bereits heute aus dem Südharz (Region Nordhausen und Sangerhausen) durch Halle fließende Fernverkehr wird sich nicht relevant steigern, schließlich ist der Quellverkehr der Region relativ unabhängig von der Fertigstellung dieser Autobahn. Diese Kraftfahrer sind weder aktuell noch in Zukunft gut beraten, den innerstädtischen Weg über den Gimritzer Damm am Weinbergcampus zu wählen. Der Verkehr Richtung Magdeburg ist schneller am Ziel, wenn er weit im Westen von Halle den Weg über Hettstedt zur A14 wählt – Autofahrer nach Dessau und Berlin sind schneller, wenn Sie die Strecke über den Riebeckplatz und die B100 zur A9 wählen.

Ich frage daher die Oberbürgermeisterin: Welche zahlenmäßig relevante Nutzergruppe wird nach der Fertigstellung der letzten beiden Autobahnteilstücke (mit 12 und mit 23 km) plötzlich den Weg über Halle wählen? Ist es nicht naiv anzunehmen, dass bei gleichem Zeitaufwand die AutofahrerInnen lieber den Weg durch Halles Innenstadt (Weinbergweg, Heideallee) nähmen als – wie gesagt: ohne Zeitverlust – lieber Halle westlich oder östlich zu umfahren bzw. wenigstens den Weg über den Riebeckplatz zu nutzen?

Die Westumfahrung Halles durch die A143 bleibt ein verkehrspolitisches (Hundert)Millionengrab, das weder Verkehr in Halle vermeidet noch in relevantem Umfang für den Regional- und Fernverkehr eine Verkürzung der Fahrzeiten Richtung Norden und Osten bringt. Die Zerstörung des wunderschönen und wertvollen FFH Gebietes „Unteres Saaletal“ sollte uns diese A143 nicht wert sein.“