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Markenkern Kulturhauptstadt
Eines der qualitativen Alleinstellungsmerkmale von Halle ist der Markenkern Kulturhauptstadt. Wir sind überzeugt davon, dass wir keinen Titel brauchen, um genau dies mit allen Hallenser*innen zu teilen und den Gästen der Stadt nahe zu bringen. Lebensqualität entsteht durch eine kulturelle Vielfalt von der Oper und der Staatskapelle bis zum Szeneklub in der Kneipenmeile, vom Freizeitsport bis zur Kunstausstellung. Wir denken in diesem Zusammenhangmeinen dabei neben der Bundeskulturstiftung, der Kulturstiftung des Landes, der Leopoldina, der Theater, Oper und Orchester GmbH (TOO) und der reichen Museumslandschaft inkl. des Landesmuseums auch die Werkleitz-Gesellschaft, das Literaturhaus, die Freiraumgalerie und andere Galerien und kulturelle Akteure.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen ihre Kernaufgabe darin, die städtischen Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen, um die Attraktivität von kulturellen und sportlichen Angeboten für die Bevölkerung zu erhöhen. Wir wollen Kultur und Sport zielgenau da fördern, wo wir die Schwerpunkte sehen.
Sport für alle ermöglichen
Die Aufgabe Nr. 1 der Stadt in der Sportförderung ist die Förderung von Breitensport und sportlichen Freizeitangeboten. Dabei unterstützen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zusätzlich die Vereine, welche integrative, inklusive und geschlechtergerechte Angebote vorhalten.
Freizeitsportstätten müssen zur Verfügung stehen, entsprechend ausgestattet sein und gepflegt werden. Das meint die Streetballanlage in der Wohnanlage ebenso wie größere Flächen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen auch Räume für Nischensportarten finden und den Sandanger als Freizeitsportstätte erhalten.
Wichtig ist außerdem die Erhaltung öffentlicher Sportanlagen mit Investitionen in Nebengebäuden (z. B. funktionierende Sanitäranlagen). Turnhallen sollen Zug um Zug energetisch saniert werden.
Der Umfang der durch städtische Tochterunternehmen als Sponsoring für den Profisport bereitgestellten Mittel soll transparent für die Öffentlichkeit dargestellt werden. Unverhältnismäßiges Sponsoring lehnen wir ab.
Kultur fördern und unterstützen
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern die auskömmliche finanzielle Förderung des Landes für die Theater, Oper und Orchester GmbH und stehen für die Zahlung eines angemessenen städtischen Zuschusses. Darüber hinaus wollen wir das Kinder- und Jugendtheater Thalia Theater als eigene Sparte stärken und wieder mit einer eigenen künstlerischen Intendanz ausstatten.
Es ist uns gelungen, die freie Kulturszene in Halle im Jahr 2018 mit 920 000 Euro zu unterstützen. Davon profitieren bisher vorwiegend die darstellenden Künste. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen jedoch auch andere Kunstgattungen deutlich besser absichern. Auch für das Literaturhaus – als Bereicherung der Kulturlandschaft – und für städtische Ausstellungen wollen wir eine auskömmliche Finanzierung. Wir unterstützen die Weiterentwicklung des Künstlerhauses 188.
Museen und Bibliotheken müssen ebenfalls von der Stadt weiterhin gefördert werden, denn Kultur kann nur selten wirtschaftlich sein und gehört zur öffentlichen Daseinsfürsorge in politischer Verantwortung.
Anknüpfend an ein Grundkonzept des Museumsnetzwerkes und anderer begleitender Akteure möchten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Halle eine Kulturdekade von 2020 bis 2030 fördern, die die Stadtgesellschaft in kulturelle Fragen einbindet und Identifikation mit kulturübergreifenden Themen schafft.
Auch kleinere punktuelle und spontane Kulturaktionen sind wertvoll für das kulturelle Leben in der Student*innenstadt Halle. So stehen wir dafür, auch Guerilla-Aktionen zu ermöglichen und temporär gewähren zu lassen.
Für die Vergabe der Kulturförderung im Kulturausschuss wollen wir einen Fachbeirat einsetzen, der aus Kenntnis der Qualität Empfehlungen entwickelt.
Tourismus als Quelle von Lebensfreude verstehen
Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN steht der sanfte Tourismus in der Stadt im Mittelpunkt – naturnah und kulturpartizipativ. Dazu gehört auch die Naherholung für Hallenser*innen. Dafür soll insbesondere der Hufeisensee nicht weiter kommerzialisiert werden.
Die Stadt Halle benötigt dringend ein Tourismuskonzept, in dem sich Verwaltung und Stadtrat über die wichtigsten Ziele verständigen können. Das bereits vorhandene Wassertourismuskonzept muss umgesetzt, evaluiert und fortgeschrieben werden.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen den Rad- und Wassertourismus fördern. Die Saale mit ihren Auen, die Dölauer Heide und die Einbettung der Stadt in ihr Umland bieten beste Voraussetzungen für die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in der Stadt.
Die von den Hallenser*innen intensiv angenommene Möglichkeit, an einem Strandbereich in der Saale zu baden, hat BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN motiviert, die historisch belegbare, nur durch Industrialisierung unterbrochene Badekultur in der Saale wieder aufleben zu lassen. Weitere Uferbereiche der Saale im Norden und Süden der Stadt sollen zugänglich gemacht werden. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen einfache Badestege und innovative Konzepte der Badekultur im Stadtgebiet entwickeln. Leben am und im Fluss ist ein Identifikationsangebot an die Bürger*innen und zudem allen Bevölkerungsschichten zugänglich.
Der Saaleradwanderweg ist als wichtigste touristische Route in Halle hinsichtlich seines Verlaufs auszubauen, auszuschildern und zu vermarkten. Attraktive Rad- und Wegeverbindungen mit dem Umland sind insgesamt zu konzeptionieren und mit dem Saalekreis abzustimmen.
Ein zu Beginn sehr liebenswertes Projekt für die Hallenser*innen möchten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wiederbeleben: Händels Open. Dafür soll ein neuer Projektträger gefunden werden, der das Konzept für eine niedrigschwellige Kulturveranstaltung übernimmt und von der TOO sowie der Händelfestspieldirektion unterstützt wird.
Die Freiraumgalerie muss als touristischer Magnet vermarktet werden. Ebenso müssen Events und Kulturleuchttürme insgesamt noch besser überregional beworben werden. Dazu wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN das Stadtmarketing neu aufstellen und in eine hundertprozentige Tochter der Stadt umwandeln.
Für jüngere Gäste der Stadt v. a. aus Mitteldeutschland schlagen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein ökologisches Festival für junge Leute vor: „Woman on Disc“ (Frauen-DJs). Analog zum „Women in Jazz“-Festival stehen auch hier die Frauen im Mittelpunkt. Festivalflächen dafür sowie für weitere Ideen sollten auf Brachlandbereichen oder in alten Lokschuppen und verlassenen Fabrikgebäuden zu finden sein. Das bereichert auch das kulturelle Angebot für die jungen Menschen unserer Stadt. Wir unterstützen die Idee zur Einführung eines „Nachtbürgermeister*innenamtes“ zur Stärkung der Clubszene und des vielfältigen Nachtlebens in der Stadt.
Zur Finanzierung der reichhaltigen Kultur möchten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einen erneuten Versuch starten, eine Kulturförderabgabe für Hotelbesucher*innen für die Nutzung der von der Stadt geförderten Angebote einzuführen.
Städtepartnerschaften sind eine Aufgabe für die gesamte Stadtgesellschaft und dürfen nicht nur dem Zufall und Vereinen überlassen werden. Neben den förderwürdigen Privatinitiativen sehen wir die Stadt hier deutlicher in der Verantwortung.
Kunst ist mehr als die Burg – Kunst in Halle fördern
Wir sind stolz auf den guten Ruf der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und freuen uns, wenn sich viele Studierende künstlerisch ins Stadtleben einbringen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen einen neuen Anlauf starten, Kunst am Bau, im öffentlichen Raum und am Fluss zu etablieren. Dazu reicht das, was wir bisher durchsetzen konnten, nicht aus. Wir halten an der Prozentregelung fest: Bei allen Investitionen wird ein Prozent in die Kunst investiert. Außerdem möchten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein städtisches Atelierhaus kostenfrei für Ausstellungen anbieten. Zur Förderung von Bildenden Künstlern gehört für uns eine Ausstellungsvergütung mit marktüblichen Auf- und Abbauhonoraren bei Ausstellungen in öffentlichen Gebäuden.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wünschen sich mehr temporär installierte Kunstwerke im öffentlichen Raum und rund um die Saale. Eine Idee, die wir in Angriff nehmen wollen, sind Sitzmöbelpatenschaften. Nach dem Wettbewerb für einen Entwurf eines originellen Halle-Stuhls sollen Bürger*innen und Institutionen die Möglichkeit bekommen, diese Stühle im öffentlichen Raum aufstellen zu lassen. So könnten an vielen öffentlichen Plätzen Ruhe- und Verweilräume entstehen und ganz Halle hätte ein neues Wiedererkennungszeichen.
Soziokultur – Projekte und Raum in der Stadt schaffen
Neben allen professionell organisierten Kulturereignissen braucht eine Stadt auch kulturelle Angebote, die Spaß machen, sozialraumorientiert agieren, in Inhalt und zeitlichem Umfang unkompliziert und bürger*innennah sind und Projektorte in der ganzen Stadt haben. In allen Stadtteilen streben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die kleinteilige, unkomplizierte Förderung soziokultureller Projekte an. Dazu werden wir das Budget zweckgebunden erhöhen. Das betrifft insbesondere auch Theater- und Zirkusprojekte für Kinder und Jugendliche. Kulturelle Bildung muss für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich sein – zielgruppenangemessen und vielfältig.
Soziokulturelle Angebote und Freiräume brauchen unsere Unterstützung und Akzeptanz. Ebenfalls zeichnet sich die hallesche Clubkultur durch ihre inhaltlich vielfältigen Angebote, bei denen Geld und Erfolg nicht im Mittelpunkt stehen, aus. All diese Angebote gilt es zu erhalten, weiterzuentwickeln und zu mehren.
Auch in Halle (Saale) sind Frauen an den Plattentellern leider deutlich unterrepräsentiert. Die feministische Initiative „djversity!“ von halleschen DJ*anes zur Steigerung der Diversität in der elektronischen Musik- und Clubszene begrüßen wir daher ausdrücklich als sehr vorbildlich.
Religionsgemeinschaften stellen einen wichtigen Teil des kulturellen und sozialen Lebens dar. Ihr Engagement erstreckt sich dabei auf Bereiche wie Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fördern den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch in Halle. In den interkulturellen Dialog möchten wir insbesondere auch Frauen und Familien einbinden.