Kapitel 02 – Gute Bildungsorte für alle anbieten

Inhalt:

Bildung ist Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe

Gute Bildung ist Voraussetzung für ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben und gesellschaftliche Teilhabe. Die Kindertagesstätten, Schulen, die Volkshochschule, Hochschulen sowie die Einrichtungen der Berufs- und Erwachsenenbildung in unserer Stadt sind Orte, an denen kommunale Bildungspolitik erfahrbar wird. Um erfolgreiche Bildungsbiografien zu ermöglichen, muss sie mehr sein als Gebäudeverwaltung.

Entwicklungsplanungen verzahnen und Bildungsübergänge  gestalten

Bildung beginnt in Kindertagesstätten. Sie sind wichtige Orte, die elementare Bildungsangebote durchführen und die Kinder auf dem Weg bis zum Antritt ihrer Schulzeit begleiten. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern eine bessere Zusammenarbeit von Kindertagesstätten, Horten und Grundschulen, damit der Übergang in die Grundschule professionalisiert wird. Grundlage hierfür muss eine gut verzahnte Kita-, Hort- und Schulentwicklungsplanung inklusive der freien Schulen sein. Alle Schul- und Hortstandorte sowie deren Kapazitäten müssen besser miteinander koordiniert und aufeinander abgestimmt werden. Eine kooperative Schulentwicklungsplanung bedarf der intensiven Einbeziehung der freien Schulen als Partner, denn sie übernehmen elementare Funktionen in der kommunalen Bildungslandschaft. Ohne sie wäre die Erfüllung des staatlichen Bildungsauftrags deutlich schwieriger. Ziel ist dabei die Stärkung der Pluralität und ein kooperatives Miteinander, sodass kommunale Schulen profitieren können.

Längeres gemeinsames Lernen ermöglichen

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen grundsätzlich ein längeres gemeinsames Lernen unter guten pädagogischen Voraussetzungen, also ohne frühzeitige Aufteilung der Kinder auf Schulformen. Wir streben Ganztagsschulen an, die sozial gerechte und individuelle Förderung ermöglichen. Dabei unterstützen wir Schulen, die sich in Gemeinschaftsschulen umwandeln wollen. Zudem sind die Kapazitäten im Bereich der gut nachgefragten Gesamtschulangebote zu erweitern und die Schulsozialarbeit muss dauerhaft an allen Schulen etabliert werden.
Weiterhin ist der Anspruch der zunehmenden Inklusion aller Schüler*innen in eine gemeinsame Kita, Hort und Schule Leitaufgabe für grüne Bildungspolitik. Die Umsetzung des inklusiven Unterrichts muss dabei seitens des Landes personell und finanziell unterstützt werden. Bei Planungen für zukünftige Vorhaben sind stets zwingend die Anforderungen zu baulichen Umsetzungen des Inklusionsgedankens für alle Behinderungsformen aufzunehmen. Dies kann jedoch nur ein erstes Zwischenziel sein, denn bauliche Realisierungen nützen nur, wenn die pädagogischen Konzepte hinsichtlich Inklusion durch Landesvorgaben weiter geschärft und Ressourcen zur Umsetzung bereitgestellt werden.

Investition in Bildung verbessern

Bildung muss weiterhin ein entscheidender städtischer Investitionsschwerpunkt bleiben. Zum einen fehlen im halleschen Stadtgebiet Kitas, Grundschulen und weiterführende Schulen. Zum anderen befinden sich noch zu viele bestehende Kitas und Schulen in keinem guten baulichen Zustand. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass es im Jahr 2024 kein marodes Schulgebäude mehr geben soll. Dabei sind Schulneubauten und Schulsanierungen an den neuesten pädagogischen Erfordernissen auszurichten, was auch Freiflächengestaltung und Aula- und Campusgebäude einschließt. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen wohnortnahe Betreuungsangebote für Kinder und fordern daher die schnellstmögliche Schließung der Betreuungslücken aufgrund fehlender Einrichtungen.
Es gilt, die Investitionsprogramme in Bildungsinfrastruktur zeitnah umzusetzen sowie kommunale Mittel bereitzuhalten. Unser Anspruch erstreckt sich auch darauf Natur- und Entspannungserlebnisse in Pausen zu ermöglichen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern dafür grüne, vielfältige und ansprechende Schulhöfe. Es sollten – wo möglich – Flächen entsiegelt werden. Grüne Schulhöfe könnten auch im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen entstehen, die für Eingriffe in die Natur bei anderen Projekten gefordert werden. Eine Zweitnutzung als öffentliche Spielplätze außerhalb der Schulzeiten halten wir zur Vergrößerung des Spielflächenangebots in Halle ebenso für wünschenswert.
Weiterhin fordern wir eine angemessene Breitband- und IT-Ausstattung für alle Schulen bis 2022.Hier müssen die digitale Infrastruktur aller Schulen und Vermittlung digitaler Kompetenzen bei Schüler*innen Hand in Hand gehen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN werden sich dafür einsetzen, dass dafür ausreichend Mittel im Haushalt eingestellt werden.
Halles Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind für uns die entscheidenden Voraussetzungen zukünftiger Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten gegenüber dem Land dafür ein, dass diese Einrichtungen gerade an einem Bildungsstandort mit so langer Tradition weiterentwickelt werden. Wir fordern einen deutlich stärkeren Einsatz der Stadt für die Weiterentwicklung unserer Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Kooperationsvereinbarung zwischen Martin-Luther-Universität und der Stadt Halle muss nun in kontinuierlicher Zusammenarbeit und verschränkter Planung umgesetzt werden.

Bildungslandschaft blühen lassen

Da Lernen nicht nur in der Schule, sondern auch beim Sport, im Verein, im Seniorenkolleg stattfindet, spricht man auch von der sogenannten Bildungslandschaft – in Halle also von der halleschen Bildungslandschaft. Das darin agierende Bildungsmonitoring zur Beobachtung und Analyse muss verstetigt werden, um Bildungsstationen und -angebote vor Ort aufeinander beziehen und abstimmen zu können. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen insbesondere kita- und schulübergreifende Kooperationen und die Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Trägern der Jugendhilfe, wie z. B. Horten, Jugendklubs und Sportvereinen anregen und fördern.

Schulerfolge vergrößern

Um den in unserer Stadt noch immer viel zu hohen Anteil an Schulabgänger*innen ohne Schulabschluss zu senken, fordern BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine Kooperation aller Bildungsbeteiligten zur Unterstützung betroffener Jugendlicher und Schulen. Schulen mit einer erhöhten Quote müssen als Schwerpunktschulen identifiziert werden und anschließend eine besondere Förderung beispielsweise hinsichtlich der Schulsozialarbeit erfahren.
Die Integration geflüchteter Schüler*innen und deren erfolgreicher Schulabschluss ist eine besondere Aufgabe, der sich die Schulen stellen. Hierfür wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN besondere Unterstützungsmaßnahmen erarbeiten, sodass eine sprachliche und schulische Integration an allen Schulformen und Schulen der Stadt ermöglicht wird.

Alle Schüler*innen kostenfrei fahren lassen

Aufgrund der landesgesetzlichen Ausgestaltung der Fahrtkostenerstattung existiert eine Zweiteilung der halleschen Schüler*innenschaft in jene, die aufgrund größerer Entfernungen zwischen Wohnsitz und Schule in den Genuss einer kostenfreien ÖPNV-Karte kommen, und jene, die durch dieses Raster fallen und momentan zu hohen Preisen privat für Fahrten zahlen müssen. Diese Ungerechtigkeit aufgrund einer willkürlichen Abstandsfestlegung wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beenden. Wir setzen uns im Stadtrat dafür ein, dass alle Schüler*innen den öffentlichen Nahverkehr rund um die Uhr an allen Wochentagen kostenfrei nutzen können.

Professionalisierung erhöhen

Die Arbeit und das Engagement von Kita-, Hort- und Schulgremien muss weiter gewürdigt und anhand festgelegter Standards professionalisiert werden. Bei der Planung der konkreten Ausgestaltung der (Grund)Sanierungsmaßnahmen sind die jeweiligen Schulgremien frühzeitig zu beteiligen und unnötige Belastungen sowie weit entfernte Ausweichstandorte möglichst zu vermeiden.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen eine gute Bildungs- und Betreuungsqualität in allen Kindertageseinrichtungen sichergestellt wissen. Dazu fordern wir für alle Kitas endlich kommunal verbindliche Standards in pädagogischer Qualität und Leistung so wie deren Umsetzung.
Ein weiterer Baustein in der Realisierung eines umfassenden Betreuungs- und Bildungsangebots sind Kindertagespflegeangebote. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern deren weiteren Ausbau unter Anwendung der von uns initiierten Richtlinie der Stadt sowie verbindliche Qualitätsstandards in der Kindertagespflege.
Wir wollen konkrete Projekte und Präventionskonzepte, wie z. B. „Gesunde Schule“ und „Gesunder Kindergarten“, weiterentwickeln und umsetzen. Zur Gesundheitsförderung gehört es auch, Kinder zu motivieren, den Schulweg allein zu Fuß oder mit dem Rad zu absolvieren bzw. den ÖPNV zu nutzen. Das setzt voraus, dass Eltern Vertrauen in die Sicherheit der Verkehrsinfrastruktur haben. Deshalb setzen wir uns für sichere und benutzerfreundliche Schulwege ein.
Die Stadt muss nach Lösungen suchen für den immer weiter steigenden Bedarf an pädagogischen Fachkräften aufgrund der vielen anstehenden Pensionierungen und zu geringen Ausbildungszahlen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern eine öffentliche Kampagne für den Erzieher*innenberuf sowie die Einrichtung von mehr Berufsschulklassen für Erzieher*innen.

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