Wahlumfrage verzerrt, Verlässlichkeit fraglich

Nachdem am Freitagabend zunächst nur die vom MDR berichteten Ergebnisse der „Sonntagsfrage“ der von MDR und MZ in Auftrag gegebenen infratest-dimap-Umfrage zur Oberbürgermeisterwahl in Halle bekannt waren, werfen die von der MZ am Samstag zusätzlich veröffentlichten Details nur noch mehr neue Fragen auf. Insbesondere zur Verlässlichkeit der Umfrage und zum Umgang mit der scheinbar sehr selektiven Veröffentlichung durch die beiden Medien selbst.

Hier finden Sie eine umfangreiche, detaillierte Kritik an dem dargestellten Ergebnis, sowie meine Forderungen an MDR & MZ. (pdf, 75kb)

Die Kritik zusammengefasst:

  • Die dargestellten Bekanntheits- und Zustimmungswerte für Oliver Paulsen als seit Jahren aktiven Politiker im Vergleich zu zwei in der Kommunalpolitik gänzlich neuen KandidatInnen im Wahlkampf sind angesichts der Grünen als reale Oppositionsführer im Stadtrat mit entsprechender Präsenz in der Stadt schlichtweg unglaubwürdig.
  • Dies wirft die Frage auf, wie sauber diese Daten erhoben und dann auf ein Gesamtergebnis hochgerechnet wurden. Wurden beispielsweise die Namen der KandidatInnen mit ihren Parteizugehörigkeiten genannt und wie wurde das beträchtliche – in der Umfrage selbst gemessene – Desinteresse und die bekannt geringe Wahlbeteiligung in Halle bei der Ergebnisermittlung berücksichtigt?
  • Da nicht einmal die Fehlerquote zur Beurteilung der „Sonntagsfrage“ mit genannt wurde und  aufgrund vieler anderer zu hinterfragender Details wie der Fragestellung der Kompetenzzuschreibungsfrage (nur drei Fragekomplexe, davon zwei ganz klar mit konservativem  Bias) spricht zu diesem Zeitpunkt vieles für die Vermutung, dass dieses Ergebnis durch geringes Wahlinteresse, wahrscheinlich sogar Fragendesign und bes. langfristige Parteibindungspräferenzen relevant verzerrt wird (also weniger die realen Zustimmungswerte für die Kandidaten abbildet).
  • Zudem ist diese Umfrage – selbst wenn sich die angesprochenen Methodik-Probleme aufklären lassen sollten – im besten Fall nur eine Momentaufnahme am Beginn des Wahlkampfes. Sie ist in zwei oder drei Wochen veraltet.
  • Problematisch wird, dass dieses Ergebnis in den nächsten Wochen sehr wahrscheinlich immer wieder als scheinbar unveränderbare, vermeintlich objektive und unanzweifelbare Abbildung des Kräfteverhältnisses kommuniziert werden wird. Damit besteht die Gefahr, dass damit das Wahlergebnis vorweggenommen wird („Stimme nicht verschenken wollen“-Argument).
  • MDR & MZ fordern wir daher auf, zu den aufgeworfenen Fragen Stellung zu nehmen, Fragekatalog und Gesamtergebnis zu veröffentlichen und insbesondere verantwortlich mit dem  Umfrageergebnis umzugehen.

 

Oliver Paulsen dazu: „Dieses Ergebnis kann nicht zufriedenstellen, daher werde ich in den kommenden Wochen nur noch klarer kommunizieren, dass die scheinbar vorne liegenden drei netteren älteren Herren außer warmen Worten jegliche inhaltliche Klarheit und Ideen vermissen lassen, sondern im Kern nur die erfolglose Politik der letzten zwanzig Jahre fortsetzen wollen. Oder sogar auffällig wenig sagen, wie insbesondere Bernhard Bönisch. Es reicht nicht, unsere Stadt nur besser verwalten zu wollen, unsere Zukunft muss gestaltet werden. Halle kann nicht so weitermachen wie bisher. Wir brauchen nicht noch mehr leere Gewerbegebiete und neue Straßen, sondern endlich eine Stadtpolitik, die in die Köpfe ihrer BürgerInnen investiert. Bildungspolitik ist daher in Zeiten des Fachkräftemangels die einzig richtige Wirtschaftsförderungspolitik. Alles andere ist selbstgenügsame Provinzialität und Verschwendung unserer knappen Mittel.“